Scanner-Persönlichkeit und Barcamps: Im Gespräch mit Annette Bauer
Interview mit Annette Bauer über Scannerpersönlichkeiten, Aufschieberitis und Barcamps

In meinem Podcast „ALLES IM GRIFF im Online-Marketing“ hatte ich das Vergnügen, mit Annette Bauer zu sprechen – Emotionscoach mit „Terriergen“ für Aufschiebeverhalten und Scanner-Persönlichkeiten. Als gebürtige Saarbrückerin hat sie die kölsche Lebensart vollständig aufgenommen und ist in der Rheinstadt heimisch geworden. Annette ist Netzwerkerin aus Leidenschaft und hat vor 10 Jahren das CoachCamp Köln ins Leben gerufen, ein Format, das die Coaching-Welt nachhaltig verändert hat.

In unserem Gespräch haben wir über die Besonderheiten von Scanner-Persönlichkeiten, die Unterschiede zwischen Aufschiebeverhalten und Prokrastination sowie die Entstehung und den Charakter des CoachCamp Köln gesprochen. Hier teile ich die spannendsten Erkenntnisse aus diesem Gespräch mit dir.

Podcast-Episode #146: Interview mit Annette Bauer

Von der Seelsorgerin zur Selbstständigen

Annette Bauer hat einen bemerkenswerten beruflichen Werdegang hinter sich. Bevor sie sich 2014 als Coach selbstständig machte, war sie 21 Jahre lang in der katholischen Gemeindeseelsorge tätig, davon 13 Jahre als Jugendseelsorgerin.

„Ich habe mich Ende 2014, nach meiner allerersten Coachingausbildung, nebenberuflich selbstständig gemacht“, erzählt Annette. „Die Vorstellung, halb in der Gemeinde und halb mein eigenes Ding zu machen, fand ich total super. Das ging gut bis 2019, bis sich meine persönliche Kirchenkrise so zugespitzt hatte, dass ich einfach sagte, ich kann das nicht mehr.“

Nach zwei Jahren ausschließlicher Selbstständigkeit – leider fielen diese in die Coronazeit – arbeitet Annette heute wieder teilweise angestellt und teilweise selbstständig. Sie erklärt: „Wenn du das Leben alleine stemmst, ist Selbstständigkeit ein anspruchsvolles Gebiet. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen als Soloselbstständige sind hierzulande nicht ohne. Auf zwei Beinen zu stehen ist doch auch eine komfortable Sache.“

Was ist eine Scanner-Persönlichkeit?

Ein Kernthema unseres Gesprächs waren die sogenannten Scanner-Persönlichkeiten – Menschen mit einer besonderen inneren Vielfalt. Annette erklärt dieses Phänomen eindrucksvoll:

„Scanner-Persönlichkeiten sind die Menschen der Vielfalt und zwar der inneren Vielfalt im Kopf. Sie haben ständig neue Ideen, haben unglaublich viele Interessen, können sich super breit aufstellen und haben ein unglaubliches breites Wissen, sind aber mit einem Thema auch irgendwann durch.“

Ein typisches Merkmal: Scanner verschaffen sich einen Überblick über ein Thema, vertiefen vielleicht einige Aspekte, aber dann ist es für sie abgeschlossen. „Das bedeutet auch, dass wir unglaublich gut in Projekten sind, weil die einen klar definierten Anfang und ein klar definiertes Ende haben“, ergänzt Annette.

Der Begriff „Scanner-Persönlichkeit“ stammt aus den 1970er Jahren aus den USA und wurde von Barbara Sher geprägt, die bei ihrer Arbeit in der Sozialberatung feststellte, dass manche Menschen nicht unfähig sind, sondern sich einfach schwer entscheiden können, weil sie so viele Interessen haben.

Vielbegabung vs. Aufschiebeverhalten

Ein wichtiger Aspekt, den Annette in unserem Gespräch betont: Scanner-Persönlichkeiten schieben nicht auf – sie sind mit einem Thema einfach durch.

„Weil Scanner gerne auch mal sagen ‚ist jetzt langweilig, mag ich jetzt nicht mehr‘, wird denen oft unterstellt, dass sie Dinge nicht zu Ende bringen. Es entsteht der Eindruck, dass sie aufschieben. Das ist aber nicht der Grund. Es ist nicht, dass die Motivation fehlt oder dass die Arbeitsstruktur nicht vorhanden ist. Wir haben einfach keinen Bock mehr, weil ein Thema für uns innerlich einen Punkt hat. Nur kann das die Außenwelt oft nicht verstehen.“

Annette unterscheidet klar zwischen natürlichem Prioritäten-Management und krankhafter Prokrastination:

„Echte Prokrastination betrifft Menschen, die über ihr Alltagsverhalten ihr Leben gefährden. Oft das soziale Leben, die finanzielle Absicherung – da werden Rechnungen nicht bezahlt, weil man sie nicht aufmacht. Und man legt sie zur Seite und das Gehirn blendet das aus.“

Im Gegensatz dazu ist es gesund und wichtig, Prioritäten setzen zu können und zu entscheiden, was verschoben werden kann: „Wir haben die natürliche Fähigkeit abzuwägen und auch mal neue Prioritäten zu setzen. Das ist ein gutes, natürliches und wichtiges Verhalten. Das hält uns mental gesund.“

Annette über Emotionscoaching

Als Emotionscoach arbeitet Annette mit Menschen, die unter Blockaden leiden oder mit ihrer Scanner-Persönlichkeit hadern. Ihr Ansatz geht über reine Gesprächstherapie hinaus:

„Ich kann total lange reden und dir zehnmal erklären, was die Hintergründe sind – du kannst es trotzdem nicht verändern. Wenn ich nicht an die emotionale Ebene gehe, dahin, wo das Problem entstanden ist, kann ich dem Klienten nicht nachhaltig in seine Veränderung verhelfen.“

Besonders bei Scanner-Persönlichkeiten arbeitet sie oft mit verfestigten negativen Erfahrungen aus der Schulzeit oder dem sozialen Umfeld. „Da geht es darum, hinzuschauen und zu gucken, was diese Erfahrungen mit einem machen. Denn woran sind Erfahrungen geknüpft? An Emotionen.“

Für Menschen, die vermuten, eine Scanner-Persönlichkeit zu sein, empfiehlt Annette zunächst, sich zu informieren: „Hört euch Podcast-Folgen an, macht ein Coaching dazu, schaut eure Biografie an. Es ist wichtig, in Frieden damit zu kommen.“

Für sie selbst war die Erkenntnis, eine Scanner-Persönlichkeit zu sein, eine große Erleichterung:

„Das Ding hat einen Namen. Ich bin nicht allein damit.“

Das CoachCamp Köln – Ein Barcamp für Coaches

Ein besonderes Highlight unseres Gesprächs war die Entstehungsgeschichte des CoachCamp Köln, das Annette 2015 ins Leben gerufen hat.

„Ich habe das Format Barcamp übers Netz entdeckt und dachte, das könnte echt was sein“, erzählt sie. Nach einem Besuch beim Nachhaltigkeitscamp in Bonn war ihr klar: „Das braucht die Coachingwelt!“

Ihre Motivation: „In der Coachingwelt hattest du immer die gleichen Nasen, super Speaker, die auf der Bühne standen. Ich dachte: ‚Ich zahle 700 Euro für ein Ticket, damit der mit 2000 nach Hause geht?‘ Das System, was dahinter steht als Weiterbildung, fand ich ein bisschen zu mäßig.“

Das Barcamp-Format hingegen beruht auf einem anderen Prinzip: „Jeder, der kommt, hat eine Expertise in der Tasche. Jeder weiß etwas, was anderen nützlich sein kann.“

Der Start war nicht einfach: „Es war im ersten Jahr schwer, einen Start zu kriegen und mit einer schwarzen Null rauszugehen. Aber wir haben es geschafft. Und dann war das Ding nicht mehr aufzuhalten.“

Was ist eigentlich ein Barcamp?

Für diejenigen, die mit dem Begriff „Barcamp“ nichts anfangen können, erklärt Annette das Format:

„Man sagt auch Unkonferenz dazu, was schon deutlich macht, dass es kein festes Programm gibt. Jeder Tag hat den gleichen Aufbau: Ankommen, Käffchen trinken, Vorstellrunde, Pitchen, Loslegen.“

Beim Pitchen können Teilnehmer 45-minütige Sessions anbieten – sei es ein Kurzvortrag, ein Workshop oder eine Diskussion zu einem bestimmten Thema. „Nach dem Pitchen machen wir den sogenannten Session-Plan. Aus allen Vorschlägen gestalten wir ein Tagesprogramm mit parallelen Sessions in 4 oder 5 Räumen.“

Eine wichtige Barcamp-Regel: „Man darf unbedingt immer einen Raum verlassen und woanders hingehen. Wir sind wie die Bienchen, wir dürfen fliegen von Blümchen zu Blümchen.“

>>> HIer kannst du meine persönlichen Erfahrungen mit dem CoachCamp Köln nachlesen und nachhören: Meine Erfahrungen auf dem CoachCamp Köln – warum Barcamps dein Business nachhaltig bereichern können

Die besondere Atmosphäre des CoachCamp Köln

Was das Coachcamp Köln besonders macht, ist die Atmosphäre und die Mischung der Teilnehmer. Annette beschreibt es als „Familientreffen“:

„Wir haben bei unserem Barcamp immer ungefähr halbe-halbe. Die Hälfte ist Stammpublikum, und wenn all die alten Hasen kommen, ist es ein großes Hallo. Die andere Hälfte sind neue Leute, die uns über das Jahr entdecken oder über Empfehlungen kommen. Das Phänomen ist, dass die innerhalb von einer Stunde Teil der Gruppe sind.“

Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Bei meinem ersten Coachcamp 2023 war die Stimmung direkt herzlich und einladend. Es ist eine „absolute Begegnung auf Augenhöhe und zwar ab der ersten Minute“, wie ich im Gespräch betonte.

Besonders schätze ich die Mischung aus Offline-Coaches und Online-Unternehmern: „Das ist eine gewinnbringende Mischung an Menschen, die ganz fantastisch ist.“

Annette ergänzt: „Wir haben eine Mischung zwischen Coaches im eigentlichen Sinne und Leuten, die mit Themen rund um die Selbstständigkeit arbeiten – Social Media, Buchhaltung, Zeitmanagement, Stimme und Auftreten. Was so klassisch Coaching-Bubble in der Öffentlichkeit ist – große Motivationstrainer, große Bühnen, 9000-Euro-Programme – die sind bei uns nicht. Die gehören da auch nicht hin.“

10 Jahre Coachcamp Köln – Das Jubiläum steht an

Im Januar 2026 feiert das Coachcamp Köln sein 10-jähriges Jubiläum. „Das ist echter authentischer Stolz, dass ich dieser Idee treu geblieben bin, auch mit vielen Teamwechseln“, strahlt Annette.

Die Veranstaltung findet am 30. und 31. Januar 2026 im Stollwerk in Köln statt. Die Tickets sind bereits erhältlich und für ein zweitägiges Event mit Mittagessen an beiden Tagen erstaunlich günstig.

„Es ist wirklich ein Herzensprojekt, was man mit Leidenschaft macht“, betont Annette. „Es ist keine profitorientierte, sondern eine qualitätsorientierte Veranstaltung.“

Wenn du Lust hast, Annette und mich dort persönlich kennenzulernen, dann sichere dir doch direkt ein Ticket. Alle wichtigen Infos dazu findest du hier: CoachCamp Köln 2026

Fazit: Vielfalt als Stärke

Mein Gespräch mit Annette Bauer hat gezeigt, wie wichtig es ist, die eigene Vielfalt als Stärke zu erkennen und zu nutzen. Ob als Scanner-Persönlichkeit oder als Netzwerker – es geht darum, den eigenen roten Faden zu finden und authentisch zu bleiben.

Für Annette ist klar: „Wir haben alle Prägungen, Erlebnisse haben wir immer in uns. Aber es geht darum, an den Punkt zu kommen, dass mich das nicht mehr stresst oder dass ich den Stress so weit runterfahre, dass ich weiß, wie ich damit umgehen kann.“

Das CoachCamp Köln bietet einen Raum, in dem diese Vielfalt gefeiert wird und jeder mit seinen Stärken und seinem Wissen willkommen ist. Eine Plattform, auf der das Netzwerken auf Augenhöhe stattfindet und echte Begegnungen entstehen können.


Du möchtest beim 10-jährigen Jubiläum des CoachCamp Köln dabei sein? Die Veranstaltung findet am 30. und 31. Januar 2026 im Stollwerk in Köln statt. Hier kannst du dir dein Ticket sichern.

Mehr über Annette Bauer erfährst du in ihrem Podcast „Coach Camp im Gespräch“ oder auf ihrer Website.

Möchtest du mehr Tipps für dein Online-Marketing? Dann abonniere meinen Newsletter, die MarketingPost, und erhalte regelmäßig Impulse für ein entspanntes und effektives Marketing.

ChatGPT als Sparringspartner für deine Positionierung: Ein Gespräch mit Eve Hoyer über KI, Authentizität und mutige Veränderungen

In diesem ausführlichen Interview bei ALLES IM GRIFF im Online-Marketing teil meine liebe Kollegin und Expertin für Positionierung und Kommunikation Eve Hoyer ihre Erfahrungen, wie sie selbst ChatGPT für ihre eigene neue Positionierung nutzt und wie andere...

Blogartikel mit KI schreiben – der Guide für dich als Selbstständige

Einleitung: Warum dein Blog als Soloselbstständige Gold wert ist Ich weiß, als selbstständige Unternehmerin hast du wahrscheinlich alle Hände voll zu tun. Marketing hier, Kundinnen da, Buchhaltung obendrauf – die Liste scheint endlos, oder? Vielleicht denkst du dir:...

Künstliche Intelligenz für Solopreneure: Muss oder Mythos?

Künstliche Intelligenz bzw. KI für Selbstständige ist zur Zeit in aller Munde. Als Solopreneurin und Content-Coach habe ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und möchte meine Erkenntnisse und Erfahrungen mit dir teilen. Ist KI wirklich ein Must-Have...

Die perfekte Startseite: In 50 Millisekunden überzeugen oder verlieren

Der erste Eindruck zählt – nicht nur im echten Leben, sondern auch in der digitalen Welt. Die Startseite einer Website ist wie ein digitaler Handschlag, der innerhalb kürzester Zeit entscheidet, ob Besucher bleiben oder weitersurfen. Tatsächlich bilden sich...

Wie Online-Sichtbarkeit und Membership zusammengehen – Ein Interview mit Frank Katzer

In einer Welt, in der digitale Präsenz immer wichtiger wird, stellt sich für viele die Frage, wie man erfolgreich online sichtbar werden kann. Frank Katzer, bekannt als "der Technik-Mentor", teilt in diesem exklusiven Interview wertvolle Einblicke in die Kunst der...

SEO und Google Ads: Ein Experten-Gespräch mit Simone und Frank Sarodnick

Hallo und herzlich willkommen zur neuen Folge von "Alles im Griff im Online-Marketing". Heute habe ich die besondere Freude, gleich zwei besondere Gäste bei mir im Podcast zu begrüßen: Simone und Frank Sarodnick. Beide sind absolute Profis auf dem Gebiet der...

Meine Erfahrungen auf dem CoachCamp Köln – warum Barcamps dein Business nachhaltig bereichern können

Heute möchte ich dir von einem Event-Format erzählen, das mich nicht nur begeistert, sondern auch mein Business und meinen Blick auf meinen Selbständigkeit nachhaltig beeinflusst hat: Das CoachCamp Köln. In diesem Artikel teile ich meine persönlichen Erfahrungen,...

Mindset-Reset für dein Marketing 2025: Alte Glaubenssätze raus, neue Power rein

Stell dir vor, du sitzt vor deinem Laptop, solltest eigentlich Content erstellen, Angebote bewerben oder deinen nächsten Launch planen – aber irgendetwas hält dich zurück. Eine leise, aber hartnäckige Stimme in deinem Kopf flüstert: "Bist du wirklich gut genug dafür?"...

Erfolgreiche Business-Organisation: Diese 4 Faktoren sind entscheidend – Interview mit Claudia Werian

In meinem neuesten Interview durfte ich mit Claudia Werian über eines der zentralen Themen für jedes gut laufende Online-Business sprechen: Business-Organisation. Claudia ist Mentorin für Business-Organisation und arbeitet mit Selbstständigen und Unternehmer:innen...

Überforderung im Online-Marketing? 5 Warnsignale und Lösungen für Selbständige in 2025

Kennst du das? Du sitzt am Schreibtisch, vor dir die nie enden wollende To-Do-Liste fürs Marketing: Instagram-Posts erstellen, Newsletter schreiben, Website optimieren, neue Reels produzieren – und das ist nur die Spitze des Eisbergs der Überforderung. Dein Kopf...

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Let’s talk about business!

Du hast Lust, mit mir über dein Business und dein Marketing zu sprechen? Super gerne!

Buche dir einfach einen Termin für ein Kennenlerngespräch – unverbindlich und kostenfrei.

Ich freue mich, dich kennenzulernen! 😊

Consent Management Platform von Real Cookie Banner