Farben im Business – Wie du mit der richtigen Farbwahl deine Marke sichtbar machst
Designerin Silke Jacobi im Interview über Farben im Business und das richtige Branding

Farben wirken – immer. Sie entscheiden mit, ob jemand deiner Marke vertraut, ob sie einladend, professionell oder sympathisch wahrgenommen wird. Und das passiert oft in Sekundenbruchteilen.

In der Business-Welt sind Farben also mehr als nur Dekoration. Sie sind ein kraftvolles Kommunikationsmittel, das Werte, Haltung und Positionierung sichtbar macht – lange bevor jemand deine Texte liest oder mit dir spricht.

Und vielleicht kennst du auch das Gefühl, vor der Entscheidung zu stehen, welche Farben du für dein Business verwenden sollst? Vielleicht tendierst du zu deinen Lieblingsfarben oder folgst spontanen Eingebungen.

In der neuesten Folge meines Podcasts „ALLES IM GRIFF im Online-Marketing“ habe ich die Designerin und Expertin für visuelle Kommunikation Silke Jacobi zu Gast. Silke liebt es, stimmige Konzepte zu entwickeln, die einen echten Wow-Effekt auslösen. Gemeinsam tauchen wir tief in die Bedeutung von Farben im Marketing ein – und warum du deine Lieblingsfarbe besser nicht für dein Branding verwenden solltest. Sie ist übrigens der Grund, warum meine Call-to-Action-Buttons heute orange sind und nicht mehr altrosa.

Podcast-Episode #162: Die Macht der Farben im Branding – Interview mit Designerin Silke Jacobi zu Branding und Farben im Business

Warum deine Lieblingsfarbe nicht ins Branding gehört

„Nimm bloß nicht deine Lieblingsfarbe. Bitte, bitte, bitte, bitte!“, betont Silke gleich zu Beginn unseres Gesprächs. Der Grund dafür ist einleuchtend: Bei deinem Branding geht es nicht um dich, sondern um deine Kunden.

Silke erklärt es mit einem treffenden Sprichwort: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“ Wir sollten nicht von unseren persönlichen Vorlieben ausgehen, sondern die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Zielgruppe verstehen.

Sie bringt ein anschauliches Beispiel: Eine Pflegerin, die mit Senioren arbeitet, braucht ein anderes Farbkonzept als jemand, der eine Kita betreibt. Beide könnten dieselbe Lieblingsfarbe haben – aber diese würde nicht gleichermaßen zu beiden Zielgruppen passen.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Bei meiner Gründung habe ich Farben gewählt, die mir gefielen, ohne über deren Wirkung nachzudenken. Das Ergebnis? Ich fühlte mich mit meinem Branding unwohl, und es weckte bei meiner Zielgruppe nicht die gewünschten Assoziationen.

Du wirst mit deiner Farbe gesehen – und sie hat immer eine Wirkung!

Die richtige Zeit für ein professionelles Branding

Wichtig ist auch Silkes klare Aussage: „Ich sage tatsächlich jedem Solopreneur, der startet: Du brauchst am Anfang kein Logo.“

Statt in Design zu investieren, empfiehlt sie Neugründern, ihr Angebot zu testen und ihre Zielgruppe besser kennenzulernen. „Gehe raus und teste deine Dienstleistung, sammle Erfahrungen mit deinen Kunden“, rät Silke. Denn gerade im ersten Jahr oder in den ersten anderthalb Jahren verändert sich oft noch viel bei der Dienstleistung und der Zielgruppe.

Ich musste schmunzeln, als ich überlegte, wann ich selbst zur Designerin gegangen bin – es war ziemlich genau nach anderthalb Jahren. Damals hatte ich mich auf Podcaster spezialisiert und wollte ein Branding, das diese Positionierung unterstützt. Und genau das bekam ich auch.

Wenn du nach einem Designer suchst, gibt Silke einen wertvollen Tipp: „Ein Designer ist dann gut, wenn er mehr zuhört als redet in eurem Erstgespräch.“ Eine gute Designerin sollte tief in dein Business eintauchen, Informationen sammeln und verstehen, worum es dir wirklich geht.

„Wenn du überzeugt bist davon, dass du den Unterschied machst, dann ist es deine Aufgabe rauszugehen und dich zu zeigen.“ (Silke Jacobi)

Wie Farben die Zielgruppenansprache beeinflussen

Jede Farbe transportiert Gefühle und löst etwas in uns aus – das ist Farbpsychologie. Silke erklärt, dass Banken oft Blau verwenden, weil diese Farbe für Vertrauen und Sicherheit steht.

Aber was passiert, wenn alle in deiner Branche dieselbe Farbe nutzen? „Dann bist du nur eine von vielen“, erklärt Silke. Ein brillantes Beispiel für Differenzierung durch Farbe ist die Telekom mit ihrem markanten Magenta. In einem Markt, wo niemand Pink verwendete, traute sich die Telekom, anders zu sein. Das Ergebnis: Jedes pinke T wird sofort mit der Telekom in Verbindung gebracht.

Silke klärt auch die Begriffe Brand und Branding: „Eine Brand, die Marke, ist das Bild, das dein Kunde von dir in seinem Kopf hat. Branding ist das, was dein Kunde da draußen von dir sieht und wahrnimmt.“

Die Farbwahl kann auch von natürlichen Assoziationen beeinflusst werden. Silke würde beispielsweise einer Bäckerei mit ökologischen Lebensmitteln nie empfehlen, Gelb zu verwenden – denn in der Natur ist Gelb eine Warnfarbe für Gift, wie bei Wespen oder auf Warnschildern für Chemikalien. Auch Blau verbinden wir nicht mit gesunden Lebensmitteln.

Die Wirkung einzelner Farben im Überblick

Farben sprechen eine eigene Sprache – und zwar überall dort, wo Menschen visuell kommunizieren. Silke Jacobi macht deutlich: Jede Farbe trägt eine bestimmte Bedeutung in sich. Wer Farben gezielt einsetzt, kann damit gezielt Assoziationen und Emotionen auslösen.

Dies sind typische Wirkungen von Farben:

  • Blau: strahlt Ruhe, Klarheit und Seriosität aus. Häufig genutzt in Bereichen, die Vertrauen aufbauen wollen – zum Beispiel in der Finanz- oder Coachingbranche.
  • Grün: steht für Natürlichkeit, Wachstum und Nachhaltigkeit. Ideal für alle, die mit Lebendigkeit oder Veränderung arbeiten.
  • Rot: wirkt aktivierend, energisch und präsent. Rot fällt auf – aber kann auch schnell als aggressiv empfunden werden.
  • Gelb: wird mit Frische, Optimismus und Kreativität verbunden. In Kombination mit Grau kann es sehr edel wirken.
  • Pink: hat eine große Bandbreite – von verspielt bis selbstbewusst. Je nach Nuance kann es Stärke, Sichtbarkeit oder auch Leichtigkeit transportieren.
  • Schwarz: vermittelt Eleganz, Tiefe und Kontrast. In Kombination mit Weiß wirkt es besonders markant.
  • Braun- und Beigetöne: erzeugen Wärme, Bodenständigkeit und Authentizität. Gerade in Coaching- oder Handmade-Businesses beliebt.

Silke betont: Es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Farben – aber es gibt Farben, die zu deiner Haltung und Positionierung passen oder eben nicht. Wichtig ist, bewusst zu wählen und sich über die Wirkung im Klaren zu sein.

Der Einfluss von Branding auf Preisakzeptanz

Ein überzeugendes Branding beeinflusst nicht nur, wie andere dich wahrnehmen, sondern auch, wie du dich selbst siehst. Silke spricht vom „Halo-Effekt“: Wir schließen vom äußeren Erscheinungsbild auf die Expertise.

Sie erzählt von einer Kundin, die nach ihrem Branding-Prozess sagte: „Das bin ich? Das sieht ja echt professionell aus.“ Silkes Antwort: „Du bist professionell.“ Dieses Beispiel zeigt, wie ein professionelles Branding das eigene Selbstbild stärken kann.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel: Silke arbeitete mit einer bekannten Astrologin zusammen und gestaltete deren Ausbildungsmaterialien neu. Mit diesem Rebranding erhöhte die Kundin den Preis ihrer Ausbildung um ein Drittel – und hatte selbst das Gefühl, dass es diesen Mehrwert jetzt auch wirklich wert sei.

Das Erstaunliche daran: Die Inhalte selbst hatten sich nicht verändert, aber die Wertigkeit wurde nun auch nach außen transportiert. Gleichzeitig stärkte das neue Branding das Selbstbewusstsein der Anbieterin.

Sichtbarkeit als Selbstständige

Was ist mit Unternehmerinnen, die zögern, sich selbst in den Vordergrund zu stellen? Silke kann das gut nachvollziehen: „Ich war selbst 20 Jahre lang unsichtbar, habe mich immer hinter meinem Rechner versteckt.“

Sie appelliert: „Mit der Entscheidung, Unternehmerin zu werden, haben wir schon einen Schritt getan. In dem Moment, wo wir uns für eine Selbstständigkeit entschieden haben, haben wir auch gesagt: Ich bin es selbst und ich nehme das jetzt wirklich in die Hand.“

Silke vergleicht es mit einer wertvollen Medizin: „Wenn du ein Mittel gegen Krebs hättest, wo nach kurzer Einnahme der Patient geheilt wäre – würdest du damit hinterm Berg halten? Das würde keiner machen. Genauso ist es mit deiner Dienstleistung. Wenn du überzeugt bist, dass du den Unterschied machst, dann ist es deine Aufgabe, rauszugehen und dich zu zeigen.“

Ein wichtiger Bestandteil des Brandings sind für Silke professionelle Fotos. Sie empfiehlt, ein Bildkonzept zu erstellen, das genau festlegt, wie die Fotos wirken sollen – nah oder distanziert, farbig oder entsättigt. Mit diesem Konzept kann man dann zum Fotografen gehen, was beiden Seiten Sicherheit gibt.

Branding weiterentwickeln, nicht neu erfinden

Ein gutes Branding kann und sollte sich weiterentwickeln. Silke ist ein Fan von Weiterentwicklung, aber kein Befürworter kompletter Neustarts: „Neue Besen kehren gut – und dann wird mal komplett ein Relaunch gemacht, wo die Wiedererkennung überhaupt nicht da ist.“

Sie empfiehlt, wie Nivea vorzugehen: Das Branding wurde über die Jahre angepasst, aber der Wiedererkennungswert blieb erhalten. „Das Bild im Kopf der Kunden wird nicht irritiert.“

Als ich meine Ausrichtung von Pin Your Podcast änderte, behielt ich das Blau bei und entwickelte den Rest weiter. Und lustigerweise kam durch Silke das Orange als Call-to-Action-Farbe dazu, weil sie meinte, wir bräuchten eine „coolere“ Farbe als das bisherige Altrosa. Eine Entscheidung, die ich bis heute liebe!

Die drei wichtigsten Tipps für Starter

Zum Abschluss teilt Silke drei wertvolle Tipps für alle, die gerade starten:

  1. Minimalprinzip oder Experimentieren: Wenn du Spaß am Design hast, tobe dich aus. Falls nicht, halte es einfach: „Nimm deinen Namen und geh raus, kein Logo. Mach und hilf den Menschen mit deiner Dienstleistung.“
  2. Fokus auf die wichtigsten Treiber: „Frage dich, welche drei Dinge bringen mein Business jetzt tatsächlich weiter?“ Das schützt vor Prokrastination und Ablenkung. Silke hat Frauen erlebt, die tagelang nur mit Farben beschäftigt waren und nicht vorankamen.
  3. Erstelle ein Mood Board: Sammle spielerisch Ideen, Farbkarten, Fotografien oder Naturfarben. „Du siehst Veränderungen, aber auch eine bestimmte Entwicklung, wo es hingeht.“

Fazit

Mein Gespräch mit Silke hat mir erneut bestätigt, wie wichtig ein durchdachtes Branding ist – nicht als oberflächliche Verschönerung, sondern als tiefgreifende Auseinandersetzung mit der eigenen Marke und Zielgruppe.

Die Wahl der richtigen Farben ist dabei nur ein Teil des Ganzen, aber ein sehr mächtiger. Farben sprechen direkt zu unseren Emotionen und können Vertrauen schaffen oder auch Skepsis auslösen.

Wichtig ist vor allem: Verliere dich nicht in endlosen Design-Entscheidungen, wenn du am Anfang stehst. Konzentriere dich auf deine Kunden und dein Angebot. Das professionelle Branding wird zum richtigen Zeitpunkt kommen – und dann kannst du es voll auskosten und dich von ihm tragen lassen.

Möchtest du mehr von Silke erfahren? In der vollständigen Podcast-Episode teilt sie noch viele weitere wertvolle Tipps zur Bedeutung von Farben im Marketing. Und falls du Fragen hast, kannst du Silke auch direkt kontaktieren – selbst wenn du noch nicht bereit für ein komplettes Branding bist, beantwortet sie gerne deine Fragen.

Hier kannst du Silke kontaktieren:

Silke Jacobi Website

Erstgespräch mit Silke Jacobi


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